Abendgespräche #2: Die Geschichte von den zwei Zügen …

Jetzt letztens gab es – ja das gibt es auch bei Britta und mir – einen kleinen Streit vor dem Abendessen. Alles hatte gut begonnen, doch dann ergab ein Wort das andere und die Stimmung war schlecht. Beim Essen und einem Glas Wein verflog das schnell und wir kamen, ausgehend von unserem eigenen Geplänkel, auf das Melbbad zu sprechen – da gibt es ja auch schlechte Stimmung.

Was macht man, wenn zwei Züge auf einem Gleis aufeinander zufahren? Ja klar, beiden Zügen schnellstmöglich ein Stoppsignal senden, anhalten und überlegen, wie man aus der „verfahrenen“ Situation  rauskommt. Zunächst also Unfallvermeidung und Schadensminimierung – danach nachdenken, wie man die Strecke für beide Züge nutzen kann.

Vielleicht ist genau das die Methode, die „verkorkste“ Melbbad-Situation aufzulösen: STOPP – und noch einmal mit dem Denken beginnen – und zwar von vorne und gemeinsam!

Wer hat denn etwas davon, wenn es jetzt zum Melbbad zwei Bürgerbegehren gibt, die wirklich wie die oben beschriebenen beiden Züge wirken. Gleichgültig, wer sich letztendlich gegen den anderen durchsetzen wird: Es wird noch lange Jahre „Geschrei“ geben. Man kann sich heute schon vorstellen was passiert, wenn ohne Befriedung der Gemüter abgerissen wird, der Bau in die Höhe wächst, wie die Kostenentwicklung beobachtet wird, … das wird nicht schön werden. Es kann wirklich keinen Gewinner geben, wenn es so weiter geht! 

Ein anderer Weg wäre, sich jetzt ein Jahr Überlegenszeit zu geben, die Emotionen runter zu fahren, alle Kosten auf den Tisch zu legen, … und nach einer Lösung zu suchen, die für alle Beteiligten „irgendwie“ tragbar ist. Es wird auch in einer Zukunftswerkstatt oder in einem ähnlichen Format keine eierlegende Wollmilchsau rauskommen – aber die Beteiligten nähmen sich wechselseitig ernst und würden um eine Lösung ringen, die danach auch von allen getragen würde. Das wäre gelebte Bürgerbeteiligung – und wahrscheinlich auch sehr viel kostengünstiger als zwei aufwändige Bürgerbegehren, von denen eines, sagen zumindest manche nicht nur hinter vorgehaltener Hand, ein „Geschmäckle“ hat.

Auch ein Jahr Überlegenszeit bringt Kosten mit sich. Aber unter’m Strich käme wahrscheinlich ein positives Ergebnis raus.

Natürlich brauchen wir mehr preisgünstige Wohnungen! Und natürlich brauchen wir das Melbbad (und die anderen Bäder)! Und wir brauchen neue Ansätze, wie wir Stadtplanung kooperativ betreiben, meint #Wir sind Stadt.

3 Antworten

  1. Christina Heuft sagt:

    Guter Kommentar lieber Norbert 🙂

  2. Barbara Dickmann sagt:

    Ton, Haltung und konkreter Vorschlag tun gut in diesen Zeiten der Empörungsbereitschaft, vielen Dank dafür!
    Gibt es wirklich bezahlbaren Wohnraum in dem neuen Projekt oder Dienstwohnungen für die Uni?

    • Jutta Bassfeld sagt:

      Interessante Fragestellung, die es wert wäre – ebenso wie viele andere Fragen, die zum Projekt in der Bevölkerung auftauchen – in einem transparenten Dialogprozeß näher zu beleuchten.

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