Abendgespräch#7 – Von Hitze und Feuern im Süden zum Klimahandeln in Bonn

Norbert: Wie geht’s Dir denn eigentlich, Britta, wenn Du die Bilder und Berichte von den Feuern in Griechenland und generell im Mittelmeer-Raum mitkriegst.

Britta: Unglaublich und schrecklich! Man kann sich hier wohl gar nicht vorstellen, wie schnell so ein Feuer lebensbedrohlich werden kann. Mir ist aufgefallen, dass mehr über die Urlauber und deren Erlebnisse als über die jeweils Einheimischen berichtet wird, die aber teilweise ihre komplette Existenz verloren haben.

Norbert: Ja, das habe ich auch bemerkt. Möglicherweise sind uns die Urlauber emotional nahestehender als Menschen in fremden Ländern. Das ist ja auch bei Bildern von Naturkatastrophen aus Asien und Afrika so – die Katastrophe an der Ahr hat uns alle nicht nur berührt sondern unglaubliche Solidarität hervorgebracht.

Mir ist noch was anderes dazu durch den Kopf gegangen. Vielleicht haben diese unglaublichen Temperaturen an Orten, die wir teilweise persönlich kennen, auch ein Umdenken in Gang gesetzt: „Der Klimawandel – besser: die Klimakatastrophe(!) – ist ja gar nicht so weit weg und ganz real. Es ist scheinbar so, dass auch ich selbst bald irgendwie betroffen sein könnte.“

Wenn durch die Ereignisse jetzt im Mittelmeer und vor zwei Jahren an der Ahr ein solcher Bewusstseinswandel entstanden wäre, hätten die Katastrophen auch eine kleine positive Nebenwirkung gehabt. Menschen verändern ja häufig erst dann etwas, wenn es gar nicht mehr anders geht

Britta: Ja, das ist scheinbar so, man kennt das ja auch aus dem privaten Bereich.

Norbert: Solidarität in Notlagen wie an der Ahr gehört wohl zur emotionalen Ausstattung von Menschen. Was wohl nicht unbedingt zur Ausstattung unserer Spezies gehört, ist die gedankliche Vorwegnahme absehbarer Veränderungen und darauf basierendes Handeln.

Britta:
Was könnte das denn aus Deiner Sicht für unseren Ansatz „Wir sind Stadt“ bedeuten?

Norbert: Aus meiner Sicht heißt das für Stadtplanung und Stadtpolitik, die absehbaren Klimaveränderungen zu einem Zentrum der Aktivitäten zu machen und die Bürger dabei „mitzunehmen“. Das ist weiß Gott nicht leicht, weil es Veränderungen geben wird, geben muss, die auch Einschränkungen gegenüber der aktuellen Situation bedeuten werden: Beim PKW-Verkehr, beim Bau von Einfamilienhäusern, beim Denkmalschutz und in vielen anderen Lebensbereichen – bis hin zur Kultur. Aus meiner Sicht kann man das, ja muss man das sogar offen und transparent kommunizieren. Und ja, das wird auch zu „Aufschreien“ führen; Einschränkungen machen ja keine Freude.

Vielleicht wäre eine geeignete Form der Kommunikation zu zeigen, dass es durch das Klima so oder so Veränderungen unserer Lebenswelt geben wird und es intelligenter ist, sich proaktiv und geordnet darauf einzustellen, als abzuwarten bis eine Notlage da ist.

Auf der Ebene der Bürgerschaft sehe ich ein riesiges Potenzial in der Bildung von Gemeinschaften: Quartiersgemeinschaften, Bürgergenossenschaften, Zusammenschlüsse bei der Energieversorgung, der gemeinsamen Nutzung von Mobilität, und und und. Da gibt es ja schon ganz viele Beispiele, über die ihr ja auch immer wieder berichtet. Nur so geht’s! Wenn jeder alleine vor sich hinwerkelt und seinen Eigeninteressen nachgeht, verlieren alle. Es gibt ein ganz nettes Buch dazu von Dietrich Dörner, „Die Logik des Misslingens“.

Du merkst Britta, ich laufe ein bisschen aus bei diesem Thema. Tut mir leid.

Britta: Ja, das merke ich, finde ich aber nicht schlimm angesichts des Handlungsdruckes, den wir wohl haben.

Ich sehe, dass sich schon sehr viele Menschen, auch hier in Bonn, diesem Thema verschrieben haben und mit großer Mühe und persönlichem Einsatz einen Wandel vorantreiben. Bei Gesprächen darüber in unserem Freundes- und Bekanntenkreis merke ich aber auch immer wieder, dass sich liebenswerte und intelligente Menschen diesem Thema komplett verschließen, sobald es um Veränderungen geht. Das macht mich dann ziemlich ratlos.

Aber darüber können wir ja später nochmal reden. Ich danke Dir für das Gespräch, Norbert

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