Zeitkonten – Sparguthaben für ein Gutes Leben

Das kennen wir alle: Wir haben mal mehr, mal weniger Zeit – je nach Alter und Lebenssituation. Während sich die Einen über zu viele Termine beklagen und nicht wissen, wie sie denn nun auch noch z.B. in einem Krisenfall der Nachbarin beim Einkaufen helfen können, haben die Anderen Zeit „übrig“ und würden sich über eine Aufgabe freuen, einfach nur, weil sie es möchten oder können oder oder oder …

Soziale Kontakte, das Gefühl, gebraucht zu werden, Gemeinsamkeit spüren und leben sind wesentliche Merkmale für ein sogenanntes Gutes Leben. Damit dies gelingen kann, sind Zeitkonten eine ebenso originelle wie wirksame Methode.

Zeitkonten – Sparguthaben gefüllt mit Zeit

Zeitkonten funktionieren nach demselben Prinzip, wie Konten, die wir z.B. von Sparkasse und Co kennen: Auf der Habenseite wird etwas gutgeschrieben, auf der Sollseite abgezogen. So wird auf der Habenseite bei Zeitkonten die Zeit gutgeschrieben, die jemand anderen Menschen kostenlos hat zugute kommen lassen – also z.B. den Einkauf oder einen Botengang erledigen, bei der Gartenarbeit helfen oder das Kind hüten. So sammelt sich im Laufe der Zeit ein Guthaben an, dass für den Fall, das man selber Hilfe braucht, zur Verfügung steht, um wiederum kostenlos selber Unterstützung in Anspruch nehmen zu können. Es ist also ein Tausch 1:1 von Zeit, der ein Gutes Leben möglich macht.

Zeitvorsorge St. Gallen

Die Zeitvorsorge St. Gallen arbeitet seit 2015 mit Zeitkonten und versteht dies insbesondere als Idee für eine kostenlose, unabhängige Altersvorsorge. Hier treffen sich Menschen, die helfen können und die Hilfe brauchen. Die Hilfeleistungen werden mit Zeitgutschriften auf ein persönliches Konto vergütet. Wenn die Zeitvorsorger später selbst Hilfe benötigen, können sie die Stunden wieder einlösen. Die Einlösbarkeit der angesparten Stunden ist langfristig garantiert. Inzwischen wurden rund 80.000 Stunden zum Wohlbefinden betagter Menschen erbracht. Die Helfenden (Zeitvorsorgende) schätzen es, nach Berufs- und Familienphase sinnvolle Stunden zu schenken. Zu den Regeln gehört, dass sie keine Pflegeaufgaben übernehmen, nicht kochen, waschen oder putzen, sondern Gesellschaft leisten und im Alltag unterstützen. So entstehen auch Freundschaften und neue Netzwerke. 

Gutes (nachbarschaftliches) Leben mit Zeitkonten

Inzwischen gibt es über 70 Initiativen, die ehrenamtliches Engagement (u.a. in Nachbarschaften) in Zeitkonten abbilden. Manche Einrichtungen sehen vor, dass die Gegenleistung unmittelbar in Anspruch genommen wird, andere notieren und verwahren die Stunden als Guthaben zur späteren Verwendung. Sicher könnt Ihr von bestehenden Beispielen lernen, wenn Ihr selber dieses System einrichten und verwenden wollt.

Eine erste Hilfestellung und Argumentationshilfe bietet das Forum Seniorenarbeit mit seinem Papier Zehn gute Gründe, die für die Verwendung von Zeitkonten bei ehrenamtlichem Engagement in Nachbarschaften.

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